bortabesken.
im katalog zu andrea maxa halmschlagers bortabesken, die unter anderem 2013 in einer ausstellung der wiener galerie v&v und 2016 im augustinermuseum rattenberg gezeigt wurden, verfolgt die deutsche kunsthistorikerin susanne längle den begriff borte bis ins 13. jahrhundert zurück: um 1200 bezeichnete borte einen textilstreifen, der als gürtel diente, vor allem aber schmückendes accessoire und luxusobjekt war. bis ins spätmittelalter wurden solche gewebten vielfarbigen schmuckbänder auch auf einfarbige seiden- und wollstoffe appliziert, um eine alternative zu den meist aus fernost importierten und deshalb teuren stoffen mit eingewebtem muster zu schaffen.
»ungleich statischer als das gürtelband, entbehrte jedoch auch der bortenbesatz [...] nicht einer gewissen variabilität: hatte das kleidungsstück ausgedient, konnte man borten ablösen und wiederverwenden. wie der gürtel durch horizontale markierung die körperform betont, so heben borten, die dem saum folgen oder nahtstellen verdecken, verstärkt die architektonische gliederung des gewandes hervor.«
als zentrales gestaltungselement abgelöst wurden gürtelband und bortenbesatz erst im 15. jahrhundert, als großflächig gemusterte und kostbar bestickte brokate häufiger verwendet und zur luxuriösen mode der oberschicht wurden. das über spanien und venedig aus dem orient entlehnte islamische ornament wurde unter europäischem einfluss zur arabeske umgedeutet und entwickelte sich im 16. jahrhundert zum maßgebenden stilmittel, und das längst nicht nur auf dem gebiet von textilien, kleidung und mode:
»in unzähligen varianten windet sich seither [...] auch im abendland [...] das arabeskengefüge aus sich überschneidenden und durchkreuzenden ranken und bändern, blüten und blättern in gleichmäßig-harmonischen, scheinbar endlosen bewegungen [...].«
und susanne längle setzt mit einem zitat der künstlerin fort:
»›meine bortabesken sind plastische arabesken‹ – so definiert andrea maxa halmschlager die arbeiten ihrer aktuellen werkgruppe, angesiedelt zwischen schmuck-, objekt- und textilkunst. inhaltlich wie formal durchdringen sich in den bortabesken die [...] prinzipien von borte und arabeske. linearität, bewegung, wandlung, [...] die ästhetik der ornamentalen linie ist ihr thema. dabei bricht halmschlager mit gestaltungskonventionen. sie hebt die linie aus der fläche und spielt nach eigenen regeln. das ergebnis sind ornamentkörper, zeitgenössische interpretationen historischer zierformen [...].«
andrea maxa halmschlager formuliert es persönlicher:
»rote rosenranken auf schwarzem und weißem grund bilden den anfang meiner liebe zu den borten. ich sammle alte aus längst verschwundenen betrieben, neue aus china, kostbare zu apothekerpreisen und billige, bezahlt per kilo. borte an borte genäht entstehen gewebe und neue assoziationen. titel wie rosenrot, nobilità, gecko, durch die textilen bilder inspiriert, prägen die weitere gestaltung. am körper getragen fordern die bortabesken zum spiel mit haltungen auf. [...] um die mitte gegürtet sehe ich in mir die kämpferin. angelegt als kopfschmuck fühle ich mich in das gemälde eines alten meisters versetzt.«
neben bortabesken wird andrea maxa halmschlager bei stern16 auch spitzenarbeiten und schmuck aus anderen serien zeigen.
(susanne längle, *1971 in überlingen, deutschland. studium der kunstgeschichte, soziologie und germanistik an den universitäten freiburg i. b., hamburg und nijmegen. autorin und journalistin für zahlreiche ausstellungskataloge, künstlerbücher und magazine in den bereichen kunst- und kulturgeschichte, angewandte kunst und design.)