the importance of making things.
wenn man in großbritannien ausstellt, kann man nicht anders, als die britischen kolleg/innen um ihre nationale interessensvertretung zu beneiden. der crafts council wurde 1971 gegründet mit dem ziel »to advise the government on the needs of the artist craftsman« und formuliert seine mission heute eindeutig: »to make the UK the best place to make, see, collect and learn about contemporary craft.« was will man mehr? – außer, dass es in österreich stattfinden möge!
von 2006 bis 2010 hat der crafts council in london die auch internationalen künstlern und handwerkern offenstehende origin organisiert, »an annual celebration of contemporary craft, and one of the most important events in the craft world’s calendar«. ich habe die auch der wirtschafts- und bankenkrise geschuldete entscheidung, origin aufzugeben – etwa zur gleichen zeit mussten auch die öffentliche bibliothek und die ausstellungsräume des crafts councils geschlossen werden – und sich auf die prestigeträchtigere collect für einschlägige galerien zu konzentrieren, immer bedauert. (umso mehr als das konzept der collect nicht wirklich aufzugehen scheint, die heuer eine pause einlegt und nächstes jahr einen relaunch erleben soll.)
der aufenthalt in london, der austausch mit den britischen kolleg/innen, die in vieler hinsicht ganz anders arbeiten als wir, die in die messearchitektur eingewobenen interventions des crafts councils – 2009 z.b. lag der fokus auf basketry und ging, kuratiert von mary butcher, weit über das hinaus, was man sich hierzulande unter korbflechten vorstellt – und nicht zuletzt der erfrischend offene und manchmal etwas exzentrische zugang des britischen publikums waren jedes jahr willkommene anregung und motivation.
die newsletter des crafts councils, »weekly round ups« über seine eigenen aktivitäten und das relevante geschehen in großbritannien (und oft darüber hinaus) und monatliche »policy briefs«, analysen und stellungnahmen zur bedeutung von »craft« und der rolle derer, die dahinter stehen, können das zumindest ein wenig ausgleichen.
eines der letzten dieser »round ups« verwies auf einen artikel von stephen bayley, der unter dem titel a circular saw, a gauloise and a bit of red wine versucht zu erklären, »why making things matters«.
»our civilization has lost touch with the importance of making things«, stellt bayley fest und fragt, »what might we gain – socially, culturally and economically – if making things becomes cool again.« das führt zu einem imaginierten gespräch mit premierminister david cameron und einem flammenden plädoyer für einen kulturwandel:
»our economy was once based on [...] ›creative destruction‹: a continuous industrial revolution. creativity, you see, is essentially destructive. but lately it has been ›destructive creation‹: the invention of abstract financial products with no cultural value. and, as it has turned out, no economic value either! [...] remember neil mc gregor’s ›history of the world in a hundred great objects‹? you are never going to hear ›a history of the world in a hundred great credit default swaps‹.«
den ganzen text und seine sympathische schlussfolgerung findet man hier.
(abb.: mary butcher | sea creature, object, 2008, willow, willow bark, waxed linen thread.)